Jeden Tag von Neuem kommt die Frage auf: Was soll ich bloss kochen? Italienisch? Griechisch? Asiatisch? Oder Wiener Schnitzel (das geht immer)?
Jeden Tag von Neuem kommt die Frage auf: Was soll ich bloss anziehen? Mini oder Maxi? Mit Schlips oder ohne? Gürtel oder Hosenträger? Slipper oder High Heels, usw., am Ende alle schwarz, das geht immer.
Mit der Politik verhält es sich ähnlich. Wirtschaft? Werte? Wohnen? Wende? Wie, mit welchem Thema, mit welcher Botschaft das Wahlvolk bespielen? Mal analytisch, mal fundamental, mal polemisch und mal kausal – das Narrativ oder die Parole, Fragen oder Antworten.
Mit den Jahren wächst die Einsicht: Alles schon mal dagewesen. Eine neue Generation weiss davon nichts, und deswegen kommen immer wieder die gleichen alten Rezepte auf den Tisch. Jetzt kommt Leon Holly, Jg. 1996, und entdeckt den Populismus, kritisch: „Es fehlt ein linker Populismus, der nicht einfach die respektable Hülle durch krasse Rhetorik ersetzt.” Wie immer, wie so oft: auch diesmal kommt Rezeptur aus den USA. Gavin Newsom vielleicht, der Trump auf der ironisch-sarkastischen Ebene mit dessen Instrumenten angeht, besser aber Zohran Mamdani, der linke Kandidat aus New York. Ihm widmete bereits Ezra Klein einen (überaus hörenswerten) PodCast, denn: seine Rezeptur hat ein paar saisonale Ingredenzien. Mamdani fragt die von den Demokraten enttäuschten Wähler: Also gut! Was genau wollt ihr denn? Und macht das dann zu seinem Wahlprogramm.
Well. Das Volk soll es sagen. Und der Politiker macht sich zum Sprecher des Volkes. Kein ganz neues Konzept: die römischen Volkstribune fuhren auf diesem Ticket. Und „an der Stelle” und „in der Sache” geht ja jedem überzeugten Demokraten das Herz auf, wenn das Volk seinen Willen kriegt. Und wenn Du das dann noch – „Yes we can” – charismatisch und rhetorisch überzeugend dem Wahlvolk „zurück verkaufst”, belohnt Dich die Geschichte.
Well. Ich nenne das Quartalspolitik. Daran ist nichts radikal, an die Wurzel gehend, es stellt die Bilanzkosmetik über die Strategie. Am Ende ist es … Wählertäuschung. Diese Politik, diese Mechanik hangelt sich von Periode zu Periode, und versucht, wie eine x-beliebige Werbeagentur, den sauren Wein in neue Schläuche zu füllen.
Well. Ich hätte nichts gegen die Propaganda, hätte sie tatsächlich ein tragfähiges, radikales Konzept in der Hinterhand. Die Trump-Administration hat so ein Konzept (Project 2025); es ist schlecht, falsch, dumm, katastrophal in seinen Auswirkungen, aber sauber durchbuchstabiert und rücksichtslos umgesetzt.
Nachtrag: Soeben äussert sich Frau Fraser in der Zeit zu dem Thema.