Gewiss wird Donald Trump heftig in der Suppe rühren, wenn er in drei Wochen dann den Löffel in die Hand bekommen haben wird. Kaum zu vermeiden, dass die Diskussion in Deutschland davon kräftige Ablenkung erfährt, und mir schwant, dass in den zu erwartenden Aufregungswellen ein paar Hausaufgaben liegen bleiben.
Das Politische Personal
Das ist das Thema dieses Jahres
Wahljahr!
Hol mal den Taschenrechner
Ich meine nun nicht, dass wir die Bälle ignorieren können, die uns von Donald T. vor die Füsse geworfen werden, wir sollten sie jedoch, meine ich, vor allem anderen im Hinblick auf die uns betreffenden Notwendigkeiten diskutieren. Und wir sollten zuerst und zunächst diese Notwendigkeiten diskutieren, weil wir sonst in genau der "ignoranten Haltung" fortfahren würden, die wir uns in den Momenten nach dem Trump-Schock zurechnen lassen mussten.
Zu den Hausaufgaben und Notwendigkeiten, meine Analyse, zähle ich das Wahljahr.
Können wir uns darauf einigen, dass irgendwer den Job machen muss?
Können wir uns auch darauf einigen, dass es nicht egal ist, wer das wird?
Das ist keine beiläufige Fragestellung, zumindest in meinen Augen nicht. Wenn ich mich umschaue, und mich auf Herz und Verstand prüfe, wen oder was ich eigentlich werde wählen können, dann wird mir ganz grau im Hirn.
Die derzeit gängigste Parole lautet: Merkel muss weg; sie wird von einer überraschenden Koalition von Salonrevolutionären und Auslandskorrespondenten (z.B. -> foreignpolicy.com) gebetsmühlenartig wiederholt. Immerhin arbeitet das System Merkel seit nunmehr 10 Jahren, und unterwegs gab es jede Menge Gelegenheit, allerlei Karren vor allerlei Wände zu fahren – auch ohne Polemik wäre es nach einer solchen durchaus anstrengenden Entscheidungsstrecke einmal angemessen, nach einer Alternative zu all der Alternativlosigkeit Ausschau zu halten. Geradezu zwingend erscheint diese Idee nach dem erbarmungswürdigen Null-Auftritt bei Anne Will.
Nur, das wird man ja noch sagen dürfen, irgendein: XY muss her, wenn es uns "Eintschie, aEiiiinntschieh" nun nicht mehr sein sollte. Also wer?
Uns bliebe dann nichts übrig, als das Personal durchzuschauen - wäre da jemand?
Die Union
Die hätten den Herrn Schäuble, beispielsweise. Bestimmt ein harter Knochen, sicherlich einer, der mit übersichtlicher Pädagogik jedem Mitspieler seine Rolle zuweist. Eine Qualität! Zumindest in Zeiten eines drohenden Roll Back jenseits aller historischen Vorbilder, einer regelrecht zerbröselnden politischen Grosswetterlage, kurzum: wenn Not ist, ist ein Zuchtmeister eine Option. Bedauerlicherweise ist Herr Schäuble bislang nicht mit auch nur Ansätzen von Ideen aufgefallen, die auch nur einen Millimeter von der Tageslinie in die Zukunft weisen. Bis knapp an das Heute heran verwaltet Herr Schäuble das Gestern, gut. Für morgen können wir von ihm nichts erhoffen.
Auch Frau von der Leyen fällt einem bei der Fragestellung nicht als letzte ein. Was zeichnet sie aus: ein hübsches Gesicht, widerstandslos verleiht sie es an jede Vakanz. Derzeit Verteidigungsministerin, und nur mal zur Nagelprobe: Wenn Krieg käme - sollte sie das dann auch bleiben? OK. Danke. Mehr ist dazu nicht zu sagen, eine ordentliche Gefolgsfrau.
Thomas de Maiziere hat in seiner Vita alles gemacht, was schrecklich ist: Finanzen, Justiz, Inneres, Verteidigung, und Kanzleramt. Für was qualifiziert ihn das? Allenfalls für's weitermachen, sonst fällt mir nix ein.
Von Franz-Josef Seehofer, das geht jetzt flott, wissen wir, dass er mit Randsicherungsarbeiten vollständig ausgelastet ist. Mehr sollte man, mehr wollte man ihm auch nicht zumuten.
Es gäbe dann, zumindest wenn man in die Kabinettsrunde schaut, noch ein paar Namen, mit denen sich reichlich wenig verbindet und Peter Altmeier. Der hat Talent. Ich meine, für keine Talkshow gibt es keinen besseren, er schwätzt allen die Ohren ab, bevor sie überhaupt erst zu Wort kommen. Wichtig nur, dass er stets und Minuten-genau die Losung kennt, also was zu bebeten heute auf dem Programm steht, und das sagt ihm – die Kanzlerin.
Wären noch zu erwähnen ... Julia Klöckner? Oder Jens Spahn? Was damit geschehen ist. Unter ferner liefen Herr Kauder, dessen Brillengeschmack nicht übel ist, und Herr Lammert, dem man vor allem eine ordentliche Professur für "Demokratischem Anstand" wünscht - vielleicht an der Uni Karlsruhe?
Kommen wir zu den Sozialdemokraten
Achja, Martin Schulz ist aus Brüssel zurück. Ich habe ihn einmal für "glaubwürdig" erklärt (so sehr das halt im politischen Gesummse überhaupt geht). Lass es mich so sagen: von der Statur ein Kandidat 1b, standfest, das ja, zumindest in Ansätzen entschwafelt, doch bei der "Digitalen Charta", da hab ich dann nachhaltig gezweifelt. Würde er sich mit ein paar klugen Köpfen umgeben, ...z.B. ist Frau Rosa Wagenknecht eine kluge Frau. Sie versteht etwas von Volkswirtschaft, auch in die Politik könnte sie sich reinarbeiten, und würde sie etwas vom Leben verstehen, wäre sie vielleicht eine erwägenswerte Kandidatin. Steinmeier ist aus dem Rennen. Gysi desgleichen. Steinbrück, na, das ist jetzt Nostalgie. Frau Kipping lebt ihr Helfersyndrom, Herr Bartsch, wer war noch mal Herr Bartsch, und dieser Ramelow von Thüringen, der sollte die Stellung halten, oder?
Ja ... hhh, und die Grünen
... waren einmal eine Partei der Hoffnung, bevor sie sich entschlossen haben, etwaige politische Talente durch GeschaftlhuberInnen zu ersetzen und im Übrigen die Meinung zu vertreten, dass Ökologie darin besteht, einen herzlich gutgemeinten Willen von aller Technik fern zu halten. Als Lehrerlobby ist die Partei noch immer die allererste Wahl, ansonsten verhebt sich Herr Özdemir beim Staatstragen und ... jetzt hab ich vergessen, wie die andern heissen.
Ein klein wenig ungerecht vielleicht, gar nicht erst nach Europa hinzuschauen. Was gewiss an Herrn Oettinger liegt, dessen Abschreckungpotential das übrige Personal schlicht überstrahlt, mindestens gleichgewichtig aber auch an der berüchtigten Praxis, zu entsorgende Verdienstträger und überlagertes Personal mit europäischen Renten abzufinden.
Habe ich jemanden vergessen?
Mit Absicht. Der Herr Lindner, mehr als ein Aufzählkandidat; klug, eloquent, schlagfertig, durchsetzungsstark und, abgesehen von ein paar Blindstellen, in Summe aufgeklärt. Ihn drücken freidemokratische Altlasten auf's Rucksäckle, Lobbies, Steuern, Neo-dies und Neo-das, Punkte, die ein wenig nerven, aber komm: you can't have it all. Und den Herrn Tichy kann man ihm nun weiss Gott nicht vorhalten. Unter allen überhaupt erwähnenswerten politischen Rolleninhabern erscheint er regelrecht als Lichtgestalt. Gewiss stünde ihm heute eine aggressivere Position gut zu Gesicht, man muss sich ja nicht gleich die Prozentziele unter die Schuhe nageln.
Denk, was Du willst, ich seh das so! Wer sonst? Etwa Sascha Lobo? Das – und sonst eher keiner – ist das verfügbare Personal und das führt uns zu zwei Fragen: wer gibt das Kanzler und wer würde das Kanzler unterstützen?
Und zu einer weiteren Frage: sind "wir" – also ich meine jetzt Dich, und Dich, Dich, Dich und Dich auch und, ja, auch Euch da drüben! – politisch reif genug, durch (womöglich gar konzertiertes,) verantwortungsvolles Handeln eine Konstellation zu befördern, die Zeit und Luft verschafft, eine echte Alternative zu erarbeiten, oder werden "wir" uns in politischer Hysterie und Grundsatzfestigkeit soweit auseinanderstreiten, dass Europa und die politische Vernunft über die Wupper gehen?