Welche Erzählungen, bitte. Aber der Reihe nach:
Wer seine Analyse mitten im Jetzt beginnen lässt und kritiklos die Terminologie der Vergangenheit zur Beschreibung der Gegenwart benutzt, der oder die hat die Zeichen der Zeit nicht gelesen.
gegen linken Populismus
Charlotte Wiedemann wohnt in der Defensive
Kleine "grosse Erzählungen"
Links und rechts, das sind leere Hülsen, ausgehöhlt von den Spielarten des realen Sozialismus einerseits und von den Derivaten des Faschismus andererseits. Ich könnte (sinnlose, wie ich meine) Anstrengungen nicht belegen, wann und wo aus analytischen und/oder politischen und/oder populistischen Ansätzen dramatische, gewalttätige Selbstbedienungs-Regime geworden sind. Für mein Weltbild jedoch gibt es zwei historische Ereignisse oder Entwicklungen, an denen politisch ernstzunehmende Gebäude definitiv zu potemkinschen Fassaden degenerierten: der Hitler-Stalin-Pakt und die 68er.
Eine historische Diskussion kann sich mit dem blossen Behaupten von derlei Grenzüberschreitungen nicht zufrieden geben, ohne ihrerseits ahistorisch zu werden; für meine politische Standortbestimmung jedoch reicht mir die Essenz dieser Ereignisse: spätestens mit dem Hitler-Stalin-Pakt hat die Idee des Sozialismus ihre Unschuld verloren. Und auch für die 68er muss ein historisches "spätestens" herhalten, denn die marxistische Analyse dominierte die gesamte Nachkriegsaera ("Der Geist steht links"). Eben diese Analyse war aber bereits vom Fordismus und mehr noch vom Aufkommen der digitalen Technologie seit Alan Turing und Konrad Zuse ihrer Grundlagen beraubt. Um es in denkbarster Verkürzung zu sagen: unsere Gesellschaft leidet an der technologischen Kurzsichtigkeit der intellektuellen Babyboomer. Deswegen schweigen diese Intellektuellen heute oder haben sich auf "gleichsam bestandssichernde" Friedens- und Gutmenschenpositionen zurückgezogen: sie haben erkennen müssen, dass ihr analytisches Instrumentarium den Verhältnissen nicht mehr gerecht wird.
Genau das ist auch das Problem etwaiger "grosser Erzählungen" heute (ich wüsste nicht einmal welcher); egal ob links oder rechts, sie sind schlicht unterkomplex.
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Und bevor mich jemand falsch versteht: die immer wieder aufkochende Fundamentalkritik am Kapitalismus etc pp ist, wo sie sich, etwa mit den Auswüchsen der Ökologie oder der Verteilung oder der Globalisierung oder der Finanzmärkte ..., beschäftigt, nicht schon deshalb falsch, sie reicht aber analytisch nicht mehr bis an die Gestaltbarkeit der Wirklichkeit heran.