Schulz bei Will

Michael Hanfeld entdeckt "parallel TV"

FAZ beginnt Wahlkampf

30-01-2017
 

Mein Programm lief in der ARD. Martin Schulz war bei Anne Will.

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  1. Verglichen mit dem unengagierten und gedankenarmen Auftritt von Angela Merkel bei Anne Will angelegentlich der Verkündung ihr neuerlichen Kandidatur, präsentierte sich Martin Schulz als ein Kandidat, den man nicht zur Wahl tragen muss.
  2. Die von Hanfeld vorgetragenen lächerlichen Forderungen nach konkreten Zahlen gehören zu genau dem politischen Theater, dass die Demokratie ins Abseits führt. Denn natürlich wird es erst dann konkret werden KÖNNEN, wenn man weiss, mit wem man sich darüber einigen muss, und aus welcher Position.
  3. Frau Will des journalistischen Versagens, klein Beigebens und Einknickens zu bezichtigen, stellt angesichts ihrer hartnäckigen, verbissenen und streckenweise bösartigen Nachfragen den Gesprächsduktus auf den Kopf. Umgekehrt wird ein Schuh draus: bei einigen dieser Fragen sind Schluz so überzeugende Konter gelungen, dass Will nicht anders konnte, als das mit ihrem Lachen anzuerkennen. Der "gefühlt und faktisch beste Kandidat" war ja kein grossmäulig ins Mikro trompeteter Trumpismus sondern eine schlagfertige Replik auf Anne Wills Steilvorlage.
  4. Was man dem Gespräch tatsächlich vorhalten muss, und DAS geht auf Konto Anne Will, ist der Mangel an Zukunftsinteresse. Sie klebt mit ihrem Fragekanon an genau den Fragen, zu denen Schulz überzeugende, in Diktion und Zielrichtung vollständig sozialdemokratische (geradezu absurd, ihm Nähe zur AfD und zum Trumpismus zu bescheinigen) aber eben auch komplett veralterte Positionen bezieht. Schulz weiss sehr wohl um die eigentlichen programmatischen, technologischen und ökonomischen Zukunftsfragen, das konnte man im Gespräch mit Precht sehen, aber er hat nur harmlose GoodWill-Antworten. Das hätte Frau Will interessieren sollen. Stattdessen suhlt sie sich im ritualisierten Einerlei.
  5. Wenn man einen AfD-Ansatz in der Sendung beklagen wollte, dann ist es die (eloquente) Einzelmeinung, bei der kein Politiker auch nur den Ansatz einer Chance hätte, irgend einen Punkt zu machen: Genau dafür, nicht überzeugt werden zu wollen, ist die Frau ja ins Studio geladen. Das ist der wahre Populismus und ein hinterhältiges, berechnetes, schadenfrohes Vorgehen.
  6. tjaaa, die FAZ im Wahlkampf ... jetzt ist wieder mal die Zeit, wo sie ihre tradionellen Kanalarbeiter-Kampagnen ins Feld führt.
     
  7. #RalfBaumann bemerkte nach der Schulz-Rede im Willy-Brandt-Haus richtig: "Der kann Vizekanzler." Ein überzeugender Vertreter der alten Sozialdemokratie, nicht aber ein Meinungsführer in die Zukunft. "Vizekanzler" aber insinuiert eine weitere GroKo, und das wäre der vermutlich letzte Nagel im SPD-Sarg.