Let Me Be Frank

Being Frank Underwood

26-12-2018
 

Glaube ich, dass sich Kevin Spacey der sexuellen Nötigung schuldig gemacht hat? Ja. Punkt. Weil ich davon überzeugt bin, dass das Sein das Bewusstsein bestimmt.

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Man muss an dieser Stelle fragen, welche Folgen der Erfolg hat. Offenbar ist die Grenzübertretung eine der essentiellen Voraussetzungen für Erfolg: Lohn für etwas, das andere, der Mainstream, sich nicht getraut oder auch nur nicht getan haben – das sich jedoch in-der-Tat, dem Tun, als lohnend und belohnbar erwiesen hat. Die Grenzübertretung, am Beispiel des Erfolges gerät das aus dem Blick, steht unter einem Generalvorbehalt: Scheitert sie, so „vernichtet" sie den Täter. Wenn sie aber gelingt: Was eigentlich sollte KS abhalten, den Video-Beweis (dass seine Grenzübertretungen gutiert werden) zu ignorieren, diese und ihren Erfolg als blosses „Theater“ und nicht für die Realität selbst zu halten – und folglich NICHT nach dieser Regel gegen die Regeln zu spielen? Wer Erfolg hat, dem fehlen die Korrekturen, dem gehen die sozialen Rückbindungen verloren.

Aber natürlich steckt der Hinterhalt im

„Glauben“.

Was hat der denn hier zu suchen? Beweise, evidence, nichts anderes ist gefragt. Warum? Es ist nicht das "in dubio" allein: Was zwischen zwei Menschen möglich ist, kennt viele, auch widersprüchliche Bewertungen. Weil es Verführung, verführt sein, sich selbst zu verführen ..., nicht allein auf der Seite des Täters gibt. Ein vermeintliches Opfer, jemand, der (in diesem Fall: der) in einer Situation ... gedemütigt wurde, oder abgelehnt oder demaskiert oder ignoriert wurde ... schwach war und nun seine narzisstische Kränkung gegen den vermeintlichen Täter richtet, in dem er ihn verleugnet, beschuldigt, fälschlich denunziert; natürlich gibt es das. Auch nicht auszuschliessen, dass die Lust an der Unterwerfung, am Selbstverlust unter einer dominierenden Kraft im Rückblick erst die Scham erzeugt, die der Augenblick der Lust überstrahlte.

Wie kommt es dann zu „einer langen Liste“ vergleichbarer Vorwürfe? Könnte daran liegen, und auch diese Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass KS ständig die Grenzen überschritten hat, rücksichtslos seine Bedürfnisse auch gegen offenbaren Widerstand ausgelebt hat – und dabei kriminell, strafwürdig handelte. Es könnte aber auch am Trittbrett-Effekt liegen: Wer mit KS noch eine Rechnung offen hatte, sah nun eine Gelegenheit; oder es war "nur" eine Gelegenheit, denn wo KS ist, ist Geld. Auszuschliessen ist das nicht, die Kriminalhistorie kennt Beispiele. Und in den USA, wo das Rechtssystem dem „Opfer“ gewaltige Hebel bereitstellt, Rechtsanwälte aus eigenem Interesse aktiv werden und sich am Erfolg ihres Tuns bereichern: allemal.

Frank Underwood ist der Charakter unserer Zeit, der US-Zeit allemal: rücksichtslos. Verlogen. Charismatisch. Überzeugend. Im Zweifel auch kriminell. Einer Gesellschaft, der die sozialen Bindungen in der Unzahl der Parallelwelten, die sie sich geschaffen hat, verloren gegangen sind: alles ist irgendwo möglich, normal –, einer solchen Gesellschaft ist dieser Präsident die angemessene Repräsentation. FU ist der Repräsentant einer demokratisch geframten Anarchie. Wie im Film, so auch im Leben. „You can grab them by the pussy.“ Und wenn die Grenzlinien zwischen der Realität und der Fiktion verschwimmen, dann machen die Verluste auch nicht mehr vor dem privaten Leben halt.

Das Video von KS zeigt, dass er von FU nicht mehr zu unterscheiden ist, ja, dass er selbst diese Unterscheidung nicht mehr für realitätstauglich hält. Jenseits seiner Schuld, als Geschworener wäre ich untauglich!, zeigt KS mit diesem Video aber auch, dass, wie wir Mittäter sind, dass FU eine Ebene unseres in Schieflage gestürzten Wertegerüstes lebt, und wir KS/FU, in Abscheu und Faszination, dabei lustschauen, dass er tut, was wir „nicht wagen“.