Wittgenstein, Satz 7

Crash oder Krise

Worüber reden? Worüber schweigen?

 

Die Nachrichtenlage heute stand über die letzten Jahre als Feuerschrift am Horizont. Und so schnell kann's gehen: Noch vor drei Wochen mokiere ich mich über Paul Krugman, der (mit Blick auf die USA) Geld ausgeben will, das nicht da ist. Unter den dramatischen Vorzeichen heute zeigt sich: ich war kurzsichtig.

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Einigermassen OK waren die Augen allerdings im Vorfeld der Entwicklungen: Im ihrem Kernbestand stammt die Analyse aus 2018; ich habe sie zum Jahresende 2019 ~aktualisiert. Kapitel eins/Ökonomie – zum Download – zeigt, warum die Corona-Krise zum Ausgangspunkt eines ökonomischen Zusammenbruchs werden könnte – und wie es dazu kam.

Zentrale Nachricht: die Zentralbanken haben (als Feuerwehren ökonomischer Verwerfungen) ihr Pulver im Crash 2008 verschossen – und stecken bereits bis über die Dachkante in Schuldpapieren. Hinzu kommt: Das Zinssenkungspotential (als wirtschaftliche Anschubhilfe): liegt in der Nähe von Minus Null. 

Ob es zu einem neuerlichen Crash kommt – und welches Ausmass er annehmen könnte – ist kaum mehr zu beeinflussen. In Deutschland hat die Schwarze Null vermutlich dazu beigetragen, dass „gewisse“ Interventionsmittel zur Verfügung stehen, die möglicherweise abfedernd wirken. Jedoch liegt das Hauptaugenmerk auf jenen Staaten, die bereits tief in der Überschuldung stecken und ihrerseits eine Dominokette anstossen könnten, der sich dann auch Deutschland nicht entziehen kann.

Die Frage, die es jetzt tatsächlich – und zwar im Sauseschritt – zu diskutieren gilt, richtet sich an die Szenarien für ein „danach“. Die bestehende Casinoindustrie ist bankrott: die unverantwortlichen spekulativen Luftbuchungen übertreffen das realwirtschaftliche „Basisgeschäft“ um ein Vielfaches und haben beinahe im Alleingang das bestehende Risiko aufgetürmt. Diese Irrationalitäten, die einer verschwindenden Minderheit die Taschen füllen, während sie die Existenzbedingungen der Mehrheiten in allen Gesellschaften verwetten, gehören schlichtweg abgeschafft. Und das wird/würde für die Casinoindustrie nicht folgenlos abgehen: tatsächlich gibt es einen rationalen Restbedarf an Bankdienstleistungen, die die Realwirtschaft bedienen. Doch die Mehrheiten der globalen Casinobetreiber sind nicht nur Risikotreiber, Steigbügelhalter des Steuerbetrugs, nicht selten sogar kriminell und allemal volkswirtschaftlich schädlich, sie sind überdies schlicht überflüssig.

Gut, das ist jetzt die „Kurz-“ oder gar Kürzestfassung, vor allem von der Börsenentwicklung des Vormittags angestossen. Um dieser Denkrichtung seriös auf die Sprünge zu helfen, bräuchte es noch einen ordentlichen Sack Argumente nachgeliefert. Die sind ja auch in Arbeit, aber ob sie es noch in time bis auf die Bühne schaffen?