Neal Stephenson – "Termination Shock"

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The Queen of Netherworld

 

Ich bin befangen!

In meinen Augen – ist Neal Stephenson einer der wenigen ernst zu nehmenden Literaten unserer Zeit. In meinen Augen ist er ein Nobelpreis-Kandidat – zumindest erachte ich seine literarischen Verdienste für höher als die von Bob Dylan (den ich ebenfalls verehre, aber nicht wirklich als Literaten).

From SEA to ARN

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(Disclosure: ein zweiter Text verrät mehr über den Inhalt: „Placebos“ )

Wie jeder andere Autor auch, hat Stephenson starke und weniger starke Bücher geschrieben, und welche wo einsortiert gehören, hat gewiss auch mit persönlichen Präferenzen zu tun. Ich selbst habe alle Bücher (die ich gelesen habe, wenige fehlen) gern gelesen, selbst dann, wenn ich sie bei den Schwächeren verortet habe. Mein Wohlwollen wird wesentlich vom Erzählduktus des Autors gefüttert: visionär! Und gern opulent, stets intelligent, bisweilen genial, politisch und psychologisch so tiefenscharf wie feinfühlig, oft spannend, dazwischen (oft genug) erhellend. Wenn ich Schwächen bemerke, so weil er manchmal zu ausladend erzählt, oder … sie sind „konstruktiver Natur“: zuweilen überzeugt mich die Story nicht. Was ich dem Autor stets zugute halte ist seine Fähigkeit, Zukunft glaubwürdig und profund zu imaginieren; dabei steht „profund“ im Vordergrund, weil der Research, sei es ein technischer, historischer oder lokaler, in jeder Zeile erlebbar ist, und damit genau das erdet, was er erfindet. Was Stephenson beschreibt, kennt er, hat er gesehen, gespürt, gerochen und getastet, oder er hat es so sauber freigestellt und eingebettet, dass es so sein könnte.

Eigentlich sollte der Einstieg genügen, um sein jüngstes Werk „Termination Shock“ zu empfehlen. Eine eingehende(re) Rezension liefe Gefahr, den Lesespass durch Spoiler zu verkürzen; ein Spoiler Alert – auf der anderen Seite – würde auch nicht helfen, denn: gesagt ist gesagt! Man könnte, hilfsweise, sich stattdessen auf eine Diskussion der im Buch behandelten Inhalte verlegen, sozusagen auf der Metaebene. Nur geht auch das auf Kosten der Lektüre, denn zu den besonderen Qualitäten des Buches gehört es, im Lesenden während der Lektüre genau diese Metaebene zu evozieren: Du folgst der Geschichte – und in ihrem Verlauf entwickelst Du eine Haltung zu ihrem Gegenstand. Mir ist es so gegangen. Und sie, Deine Haltung, ändert sich im und mit dem Verlauf. Mir ist es so gegangen! Und in dieser Hinsicht ist es, wäre es, natürlich, höchst ärgerlich, wenn so ein naseweiser Rezensent genau diesen Prozess mit seinem Gequassel vermasselt.

Ich werde es deswegen so halten, dass ich jetzt und hier es bei der blossen Empfehlung belasse, und in einem zweiten Text, den ich weiter unten auf meiner WebSite verstecke, mich mit jenen Überlegungen beschäftige, die der Text bei mir ausgelöst hat. Mit dem ausdrücklichen Hinweis versehen:

Lies selbst, nur selber lesen macht schlau.

Wenn es Dich interessiert, Du aber dieser leeren Empfehlung allein nicht über den Weg traust, hier der Link „Placebos“ zu diesem zweiten Text.